Wie in einem Brennspiegel lassen die Vorgänge um die Offenbarungskonstitution die modernistische Revolution während des Zweiten Vatikanums deutlich werden: Das von der Vorbereitungskommission unter Kardinal Ottaviani vorgelegte Schema gibt noch den unverfälschten katholischen Glauben wieder und macht durch seine klaren Aussagen eine Annäherung an die getrennten Brüder praktisch unmöglich. Entsprechend heftig wird es von liberal eingestellten Kardinälen bereits in der ersten Konzilssitzung attackiert, da es dem von Papst Johannes XXIII. gewünschten „Schritt vorwärts“ entgegenstehe.

Nachdem eine Mehrheit das Schema ablehnt, wird eine Kommission zu dessen Überarbeitung gebildet. Das Ergebnis ist die dogmatische Konstitution „Dei Verbum“ über die Offenbarung Gottes, die am 18. November 1965 angenommen wird. Eine genauere Textanalyse zeigt, wie dieses Dokument mithilfe vager Formulierungen und zweideutigen Begriffen die Gtrundlage eines neuen Offenbarungsverständnisses legt.