Die enge Verbindung der Religion mit dem die persönliche Freiheit garantierenden Naturrecht macht sie häufig zum Angriffsziel von Tyrannen, die die Freiheit der Anderen ihrer Herrschaft gewaltsam unterordnen wollen. Doch auch die religiösen Führer sind stets nur Menschen, und bereits Christus warnt eindringlich vor der Herrschsucht innerhalb der Kirche. Von daher birgt die von manchen Gläubigen angestrebte Ausdehnung des Reiches Christi auf alle weltlichen Bereiche ebenso den Keim für eine Bedrohung der Freiheit.

Die Freiheit scheint also gerade dann gesichert sein, wenn sich weltliche und geistliche Herrschaft die Waage halten. Und obwohl die ständigen Kämpfe zwischen Papst und Kaiser im Mittelalter viel Schaden anrichteten, entstand durch sie eine Spannkraft, die die Selbständigkeit von weltlicher und religiöser Gewalt erhielt, ihre Zuständigkeit abgrenzte und ihren Ausdehnungsdrang auf das rechte Maß zurechtstutzte.